Nosferatu ist
für mich das
Pferd. Mein Favorit. Mein Ein & Alles. Ja, es ist vielleicht
unfair
den anderen Pferden gegenüber, aber die Verbindung zu diesem
Hannoveranerhengst ist eine sehr besondere. Sein Heimatstall war einer
der ersten finnischen Höfe, die ich besuchte. Und auch einer
der
schönsten. Durch den Kauf von Nosferatu wurde Wincare,
mittlerweile Cirion Stud, schließlich zu unserem Partnerhof.
Als
ich Nosferatu im Oktober entdeckte, im Internet, war ich hellauf
begeistert. Klar, er war noch roh, jungpferdetypisch zerrupft und ein
bisschen unauffällig. Aber als ich mir dann sein Pedigree
anschaute - ich war hin und weg. Den Charakter zu verstehen, finnische
Sprache = schwere Sprache, gelang mir weniger, aber ich verstand, dass
Nosferatu ein Kämpfer und trotz Temperament leicht zu
händeln
ist. Nach Absprache mit der Besitzerin/Züchterin flog ich also
nach Finnland - voller Vorfreude und Erwartungen. Angekommen, kam ich
an einen wunderschönen Stall, wo es nur von schönen
Pferden
wimmelte - da waren z.B. Nosferatus Opa Indis de Rais, einer der
finnischen Hannoveranerzuchtbegründer und mittlerweile einer
meiner Favoriten, oder auch dessen Vater Tropic Thunder. Tolle Pferde.
Aber eins, das war ganz, ganz besonders. Mein Nosferatu. Der
schönste von allen, für mich. Klar, Probereiten
konnte ich
nicht, ich durfte mir aber die Mutter mal genau angucken und Nosferatu
beim freilaufen. Und schon da konnte man sehen, wie schwungvoll und
elastisch seine Bewegungen waren. Man hätte meinen
können,
dass er Dressurpferd hätte werden wollen. Aber nein, das war
nicht
sein Ziel. Auf der Wiese sprang er schon über
Baumstämme,
hüpfte über Baumstämme und sprang auch ohne
Hindernis
gerne mal durch die Luft. Ja, der Kauf wurde schließlich
beschlossen, jedoch sollte
Nosferatu erst dreijährig werden. Der Grund war, dass der
Hannoveraner öfters mal Koliken durch Stress bekam bzw
bekommt.
Ja, ein leidiges Problem, aber das wird schon noch. Er ist ja
schließlich ein Kämpfer, möchte immer viel
erleben.
Lebensfroh, ja das könnte ihn beschreiben. Dreijährig
holte ich ihn dann im am 9. März 2011 ab.
Voller
Vorfreude machte ich mich auf den Weg von Bayern nach Belgien, wo
Nosferatu mit dem Flugzeug angekommen war. Schön hatten die
Besitzer ihn gemacht, geschmückt mit einer Schleife. Kitschig,
ja,
aber es gefiel mir und war eine nette Geste. Die Fahrt nach Bayern war
natürlich anstrengend, für mich und für den
Jungspund,
aber als wir dann ankamen, waren wir sehr erleichtert. Die Reise
überstand er unbeschadet und schon direkt, als er seine Box
bezog,
fing er an zu fressen. Zum Glück hat Nossi wenig Figurprobleme
*lach*. Ja, aber wer ist das eigentlich - Nosferatu? Der
Hannoveranerhengst mit
dem düsteren, gruseligen Namen ist das genaue Gegenteil von
diesen
Adjektiven - er ist fröhlich, freundlich und lebensfroh. Das
einzige, was er mit der Vampirgeschichte zu tun hat, ist, dass auch
Nosferatu wahnsinnig Nachtaktiv ist. Alles in allem ist er ein
entspanntes Pferd, aber er kann einfach immer. Ob früh morgens
oder abends, Nosferatu ist immer fit. Mein Nossi ist ein toller
Sportpartner. Er hat ein Kämpferherz und
liebt es, gefeiert zu werden. Das kann man an seinen super zufriedenen
Blicken erkennen. Bekommt er viel Aufmerksamkeit, viel Lob oder gar
Applaus, fühlt sich der Hannoveraner am wohlsten. Und das ist
auch
richtig so. Schon früher hatte er in Prüfungen nie
Angst vor
der Menge, ihm gefällt es fiel mehr, wenn die Leute sich
für
ihn interessieren. Trotzdem kann man ihn nicht mit einem Showstar
vergleichen - viel zu unhengstig ist er da. Er hat zwar temperament,
ist aber keiner dieser typischen Hengste. Man kann ihn problemlos an
anderen vorbeiführen, auch bei Stuten ist das oft kein
Problem.
Besonders angenehm ist sein Zuchtverhalten - er behandelt die Stuten
sehr angenehm und kann sich nach dem Zuchteinsatz wieder direkt auf
anderes konzentrieren. Viele Hengste haben Probleme, danach sportliche
Leistungen zu erzielen - Nosferatu aber glückerlicherweise
nicht. Von seinen Eltern Raison W und Dolce Vita hat er die
Leichtigkeit
aufjedenfall mitbekommen. Er ist sehr leichtfüßig,
dennoch
irgendwie kräftig. Schwer zu beschreiben, aber wenn man ihn
mal
geritten ist, versteht man das. Auch in der Hand ist er sehr leicht -
mittlerweile. Früher hatte er ziemliche Anlehnungsprobleme,
die
haben wir nun aber in den Griff bekommen. Sein Schritt ist sehr
angenehm zu reiten, man könnte ewig im Sattel sitzen bleiben.
Im
Trab und Galopp ändert sich das auch nicht - mit viel Schwung
und
Elastizität macht es wahnsinnig viel Spaß. Das
Anreiten
gestaltete sich mit Nosferatu sehr leicht. Schon beim longieren stellte
er sich gut an, bockte nie aus Bosheit, nur aus Spaß und
Wildheit. Und als der Sattel und anschließend der Reiter auf
ihm
waren, war er zwar sehr verwirrt, lernte jedoch schnell. Aber gut,
Nosferatu hat natürlich auch so seine Fehler. Im
Dressurviereck spielt er gerne mal verrückt, mag lieber
Springen.
Konzentration bei der Gymnastikarbeit? Fehlalarm. Da muss man sich
schonmal mit ihm auseinandersetzen. Bocksprünge
vorprogrammiert.
Und auch das Problem mit dem Stress ist sicherlich kein positiver
Aspekt - der Umzug z.B. hat ihn sehr belastet und auch auf manchen
Turnieren setzt er sich somit ins Aus. Aber, jedes Pferd hat Macken -
und das ist auch gut so. Nossi ist ein zuverlässiger Partner
geworden. Im
Springparcours
kann man sich fast immer auf eine gute Runde einstellen, da er einfach
dazu geboren ist und mittlerweile routiniert ist. Mittlerweile hat
Nosferatu viele gute Erfolge nachzuweisen. Beispielsweise Erfolge und
Siege in verschiedenen M-Springen, oder den Titel als Allstar-Champion.
Ja, der Gute ist ein echter Sportler und gerne mal erfolgreich.
Achtjährig haben wir ihn schließlich auf S
umgestellt und
sammelten erste, kleine Erfolge. Das ganze wird natürlich noch
ausgearbeitet, aber so langsam aber sicher sind wir auf einem guten
Weg. Jaja Nossi, die Mächtigkeitsspringen kommen immer
näher!! Aber auch züchterisch hat er schon einiges
geleistet. Mit 8
Jahren
hatte er schon über 10 Nachkommen, die teilweise schon sehr
erfolgreich im Sport laufen. Topstute Nacona, stationiert im Stall
Winter, ist zum Beispiel schon sehr erfolgreich, hat etliche
Platzierungen und Siege. Und auch die auf Wellington stationierten
Kinder Nothing Else Matters und Nobodys Perfect sind sportlich aktiv -
und das nicht unerfolgreich. Ja, Nossis Kinder sind absolute Sportler -
das ist sicher. Ich bin wahnsinnig stolz, schon 2 Jahre mit dem Hengst
zu verbringen.
Und ich freue mich tierisch auf die nächsten Jahre mit ihm,
vor
allem, was die sportliche Karriere angeht.